Projekt Beschreibung

Es sind immense, einschüchternde Räume, in die sich die Jurastudentin Neila Salah (Camélia Jordana) eingangs hineinwagt. Sie eilt durch die imposante Eingangshalle der juristischen Fakultät, um rechtzeitig zur Vorlesung zu kommen. Ihre Verspätung stört den Dozenten Pierre Mazard (Daniel Auteuil) gewaltig. Der Professor verwandelt den Hörsaal sogleich in ein Tribunal. Er ist berüchtigt für seine rassistischen und sexistischen Entgleisungen. Die junge Frau mit maghrebinischen Wurzeln scheint dem wortgewandten Provokateur ein dankbares Opfer zu sein. Aus dem Plenum schlägt ihm heftige Empörung entgegen. Es ist eine eminent inklusive Öffentlichkeit, in der sich einige Studenten in Gebärdensprache verständigen. Mazards Verhalten ist skandalös.
Unter dem Druck der sozialen Netzwerke ist er kaum noch tragbar. Doch der Dekan gibt ihm eine letzte Chance: Als Neilas Mentor soll er sie auf einen Debattenwettbewerb vorbereiten. Ein Dialog zwischen beiden scheint unmöglich. Mazards Begriff von französischer Kultur ist elitär und exklusiv: Er ist ein Mensch, der seine Epoche verachtet. Dennoch muss er einwilligen. Der Unterricht lässt sich als eine beiderseitige Zumutung an. Die Frage der Pünktlichkeit wird zu einem Leitmotiv von verhängnisvoller Tragweite. Aber als Mazard seine Studentin auffordert, sich im leeren Hörsaal und später in der lärmenden Enge der Metro Gehör zu verschaffen, ahnt man, dass in ihm ein gewiefter Pädagoge steckt. Das Cinemascope-Format, das Rémy Chevrins Kamera mit Sorgfalt nutzt, gibt den Kontrahenten Raum, in dem sie sich behaupten können.

F / B 2018
R Yvan Attal
Da Camélia Jordana, Daniel Auteuil, Yasin Houicha, Nozha Khouadra 97’